Wenn die Headline unfreiwillig komisch ist

Kinder werden an einen Baum gehängt, obwohl sie eigentlich helfen sollten: Da ist die Headline wohl daneben gegangen. Das schiefe Bild tauchte auf vielen Webseiten auf.

Diese Headline regt zum Schmunzeln an, ohne es zu wollen – und bringt die User immerhin zum Schmunzeln. Der Autor hat versucht, mehrere Informationen hineinzupacken, aber dabei leider übersehen, dass der Sinn entstellt wird.

Was eigentlich ausgesagt werden sollte: Die Landtagspräsidentin schmückte einen Weihnachtsbaum, dabei halfen ihr Kinder. Das Adjektiv „wehmütig“ soll Emotion transportieren, das funktioniert so auch. Nur macht es die Headline länger, und darum wird der Rest der Aussage verkürzt: Nun hat die Politikerin nicht mehr Unterstützung von den Kleinen, sondern es klingt, als würde sie diese an den Baum hängen.

Die unfreiwillig komische Formulierung

Das wäre nicht passiert, wenn die Überschrift einfach umgedreht wäre: Kinder helfen wehmütiger Landtagspräsidentin beim Baumschmücken. Das wäre allerdings sehr lang. Zum Glück gibt’s ja noch die Dachzeile. Statt des nichtssagenden Begriffs „Brauchtum“ könnte dort auch die sperrige „Landtagspräsidentin“ stehen, in der Headline ließe sie sich dann ersetzen durch „Politikerin“.

Das ist natürlich nur eine von mehreren möglichen Varianten, die aber alle das gleiche Ziel haben sollten: das schiefe Bild zu ersetzen. Die Nachricht geht sonst unter, weil die User unweigerlich grinsen. Die unfreiwillig komische Formulierung ist auf vielen Webseiten erschienen, denn sie stammt aus einer Agenturmeldung von dpa. Ungeprüft übernommen haben sie etwa Focus.de, der Regionalteil von Bild.de, Wetter.de, Arcor.de und Volkstimme.de.

Wer die Meldung trotz der komischen Headline weiterliest, wird sich wundern: Denn der folgende Online-Text bleibt die Antwort schuldig, in welchem Landtag Gabriele Brakebusch eigentlich Präsidentin ist – und wieso sie sich wehmütig fühlt.