Behördensprache hat im Teaser nichts zu suchen

Texte der Polizei, von Ämtern und manche Pressemitteilungen enthalten gestelzte Formulierungen, die niemand so aussprechen würde. Stehen sie trotzdem in einem Teaser, klingt der automatisch hölzern.

Wie oft haben Sie schon das Wort „Einsatzkräfte“ ausgesprochen? Oder von einem „flüchtigen Autodieb“ berichtet? Stellen Sie sich vor, Sie erzählen das, worum es in unserem Teaser-Beispiel geht, einem Freund. Sie würden wohl mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht sagen: „Einsatzkräfte fahnden nach einem flüchtigen Dieb.“ Schon eher so etwas wie: „Die Polizei sucht einen Dieb, der geflüchtet ist.“ oder „Die Polizei sucht einen Dieb auf der Flucht.“

Begriffe wie „Einsatzkräfte“ oder „flüchtig“ gehören in die Kategorie der Behördensprache. Gemeint sind Worte, die wir im Alltag nicht verwenden – auf jeden Fall nicht beim Sprechen. Selbst in einem Online-Text schreiben würden wir sie ebenfalls nicht. Man kennt sie nur vom Lesen, etwa von Texten der Polizei, von Ämtern oder aus Pressemitteilungen.

Der Küchenzuruf als Sprach-Werkzeug

Aber das hat Konsequenzen: Wenn diese Begriffe nicht zum aktiven Wortschatz gehören, klingen sie automatisch gestelzt und unkonkret. Mit einer „Einsatzkraft“ assoziiert der User nichts, mit einem „Polizisten“ schon. Ob bestimmte Formulierungen zu weit weg von den Usern sind, kann man ganz einfach überprüfen, mit dem sogenannten Küchenzuruf.

Lesen Sie Ihren Teaser einfach mal laut vor und achten Sie darauf, ob Sie das auch wirklich so aussprechen würden. Wenn nicht, sollten Sie noch einmal über die Satzkonstruktion und die benutzten Worte nachdenken. Sie können sich dabei auch einen typischen User vorstellen und überlegen, ob Sie ihm das so erzählen würden. Der Küchenzuruf ist ein sehr hilfreiches Werkzeug, um zu testen, ob Texte zu wenig ansprechend, zu sperrig oder zu abgehoben klingen.

Behördentexte immer kritisch überprüfen

Das Problem: Solche Formulierungen finden sich oft in Polizeimeldungen, so war es auch in unserem Beispiel auf der Webseite des BR. Als (Online-)Texter sollte man diese Texte nie einfach so übernehmen, sondern immer kritisch lesen und an das User-Interesse anpassen.

Abgesehen davon ist die dazugehörige Headline langweilig: Das Großaufgebot der Polizei ist sicher nicht die interessanteste Information für den User. Der Autodieb auf der Flucht schon eher – oder der Mann mit nur noch einem Schuh. Beides würde mehr Aufmerksamkeit erregen.