Clickbaiting zieht – und enttäuscht die User

Mit einer „Neugier-Lücke“ versuchen manche Headlines, die User zum Klicken zu animieren. Doch das Versprechen, das solche Überschriften geben, wird im Text selten gehalten. 

Ein Köder wird ausgeworfen um einen Fisch zum Anbeißen zu motivieren. Das klappt auch, wenn Sie Online-Texte schreiben: Manche Headlines sind so formuliert, dass die User darauf reagieren wie der Fisch. Sie schlucken den Köder, der in der Überschrift steckt. Ihr Interesse wird so angestachelt, dass der Impuls zum Klicken deutlich steigt.

Wenn eine Redaktion solche Köder nutzt, betreibt sie „Clickbaiting“: User werden mit relativ plumpen Mitteln zum Klicken motiviert. Die Headlines enthalten einen „curiosity gap“, übersetzt: eine „Neugier-Lücke“. Solche Überschriften versprechen den Lesern viel – sie erwarten eine spannende Auflösung, wenn sie weiterlesen.

Wie die „Neugier-Lücke“ wirkt

So ist es auch in unserem Beispiel von der Webseite der „Huffington Post“. Der erste Teil der Headline verrät, dass eine Kellnerin ein „extrem hohes Trinkgeld“ bekam. Die Neugier-Lücke folgt im zweiten Teil: „Die Erklärung auf der Rechnung wird sie nie vergessen“. Die Leser sind nun gespannt, was wohl auf dem Beleg stand – und klicken weiter. Die Fallhöhe ist groß, verstärkt noch durch Reizworte wie „extrem“ und „nie“. Sie versprechen, dass etwas wirklich Außergewöhnliches, Besonderes geschehen ist.

Wer den Text liest, erfährt folgendes: Ein Gast gab 36 Dollar Trinkgeld, weil an diesem Tag sein verstorbener Bruder Geburtstag gehabt hätte – und 36 Jahre alt geworden wäre.

Die User fühlen sich zum Klicken genötigt

Das ist zweifelsohne eine rührende und emotionale Geschichte, die der „Huffington Post“ einen Bericht wert sein kann. Die Aussage in der Headline, dass die Kellnerin die Geschichte „nie vergessen“ wird, ist allerdings sehr übertrieben. Wer weiterklickt, ist wahrscheinlich enttäuscht von der Auflösung, die nicht hält, was vorher versprochen wird.

Mit Clickbaiting-Headlines sind Webseiten und Facebook-Seiten wie „Heftig“ und eben auch die „Huffington Post“ erfolgreich. Diese Art von Überschriften wirkt aber unseriös, weil sie die User reißerisch zum Weiterlesen zwingen wollen. Sie fühlen sich genötigt – und dann ernüchtert, weil die Geschichte meistens doch gar nicht so spannend ist.

Fazit: Wollen Sie seriös klingen, verzichten sie auf plumpes Clickbaiting. Früher oder später klicken die User nicht mehr auf solche Überschriften, weil sie wissen, dass die Auflösung in der Regel ziemlich banal ist.

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